Ich würde mich nicht als Abenteurer oder Grenzgänger bezeichnen – aber wahrscheinlich bin ich das in mancher Hinsicht. Ich hätte mich eher als Forscher oder Grenz-Liebäugler gesehen. Aber ganz egal wie man mit Worten oder Dingen spielt – auch beim Spielen, kann man Grenzen und Abgründen begegnen. Manchmal tiefer als man möchte. Denn wie Nietzsche sagt:
„Wenn man lange genug in den Abgrund blickt, dann blickt der Abgrund auch in Dich“.
Und ich durfte in den letzten Monaten ein paar Mal dem Wahnsinn in sein diabolisches Antlitz blicken.
Seit ich mich erinnern kann, hatte mich der Wahnsinn bis jetzt verschont und selbst Panik war mir bisher eher fremd. Ich konnte mir eine Panikattacke zwar irgendwie vorstellen – aber wirklich hineinfühlen konnte ich mich nicht.
Aber: „Das Böse ist nur einen Hauch entfernt“ wie Irena, eine liebe Freundin von mir zu sagen pflegt.
Psychedelika haben uns dann miteinander bekannt gemacht:
Herr Wahnsinn – das ist Manuel.
Manuel – das ist der Wahnsinn.
Sehr erfreut.
Ganz und gar nicht meinerseits.
So in etwa ist es gelaufen.
Der Wahnsinn ist eine Art Labyrinth in das man sich verläuft – je weiter man läuft. Und man will nichts anderes als laufen wenn man erstmal ganz naiv den Fuss hineingesetzt hat. Es ist ein Spinnennetz in das man sich mit jeder Gedankenregung mehr und mehr verstrickt. Brotkrumen für Brotkrumen tiefer in den Wald hinein.
Lauter als der Gesang der Sirenen.
Intensiver als der Blick der Medusa.
Berauschender als der Tanz der Nymphen.
Der Wahnsinn besticht durch eine bombensichere Logik die jeder Vernunft widersteht. Er ernährt sich von Angst und Panik und verwendet jeden – aber wirklich auch jeden – Gedanken für seine Zwecke.
Man hält vielleicht noch am Gedankenstrohhalm von Zeit fest:
„Halte durch – in ein paar Stunden ist es vorüber“
-> Kein Problem für den Wahnsinn – er gewährt Dir die Erfahrung spiritueller Wahrheiten. Es gibt keine Zeit. Alles ist JETZT. Sorry – no escape
Wenn es ganz schlimm wird, dann wünscht man sich vielleicht sogar den Tod, um dem Wahnsinn zu entkommen.
Aber der Wahnsinn ist wieder einen Schritt voraus
-> Es gibt keinen Tod – ich gewährt Dir die Erfahrung des ewigen Lebens.
Wenn DAS passiert, dann hat Dir der Wahnsinn dein letztes As aus dem Ärmel geklaut. .
Escaperoom without escape.
Without ANY escape?
Na ja – das EINZIGE was dem Wahnsinn widerstehen kann, ist etwas das ausserhalb seiner Logik operiert. Etwas das man mitbringt in dieses Labyrinth – wie Theseus den Faden der Ariadne – der ihm zum Ausgang geleitet und vor dem Minotaurus bewahrt hat.
Die Liebe ist der Ariadnefaden im Labyrinth des Wahnsinns.
(Manuel)
Wenn man denkt, völlig zu zerbröseln – was einem dann noch bleibt ist die Liebe.
Wenn man denkt, alles zu verlieren – was Bestand hat, ist die Liebe.
Wenn man drauf und dran ist, alles zu vergessen – an was man sich erinnert, ist die Liebe.
Nur Liebe kann heilen.
Nur Liebe wagt es,
dem Monster des Vergessens zu begegnen.
Das dich vergessen lässt,
wer du bist,
wer du warst,
was du getan hast –
und Liebe zu etwas Verbotenem macht.
Hör nie auf,
zu erinnern,
zu versuchen –
immer wieder.
Du bist bereits das Göttlichste.
Und selbst wenn du es nicht verstehst:
In jedem Tod liegt ein neues Leben.
Deshalb tut es weh,
so lebendig zu sein.
(aus dem Liedtext von: El Abismo – Alonso Del Rio)
Das ist nicht nur kitschig, das ist sogar wissenschaftlich:
In der berühmten Harvard Grant Study, die über mehrere Jahrzehnten hinweg das Leben von mehr als 700 Männern verfolgte, wurde untersucht, welche Faktoren zu einem glücklichen und erfüllten Leben führen. Der Leiter der Studie George Vaillant, fasst die wichtigste Erkenntnis für das Magazin Inc. in einem einzigen Satz zusammen:
„Das eine ist die Liebe. Das andere ist es, einen Lebensweg zu finden, der Liebe nicht vertreibt.“
Zuletzt noch eines:
Der Wahnsinn ist nicht meist nicht beliebig – er hat Methode:
Wir drohen dann überzuschnappen, wenn uns im Leben irgendetwas an die Grenzen bringt.
An die Grenzen des körperlich erträglichen,
an die Grenzen des emotional aushaltbaren,
oder an die Grenzen des unseres Verstandes, die drohen ihn zu sprengen.
All das sind schmerzliche Erfahrungen, die drohen uns auszulöschen und zu vernichten.
Panikattacken, psychotische Episoden oder psychedelischen Krisen bringen uns oft mit überwältigenden Erfahrungen aus unserer Vergangenheit in Kontakt, die wir aus dem Bereich unseres Bewusstseins verdrängt haben und die dann drohen, uns in einem Moment zu überfluten. Viele dieser Erfahrungen liegen unter Umständen so weit zurück, das wir sie sprachlich oder gedanklich nicht fassen können, weil sie zu einer Zeit in unserem Körper abgespeichert wurden, als es noch keinen ausgebildeten präfrontalen Kortex gab.
Aber das Leben will nichts ausschließen.
Das Leben strebt nach Ganzheit und Verbundenheit.
Das Leben drängt aus dem Schatten in das Licht.
Das Leben selbst ist Liebe und
Alles „Gute“ im Leben passiert aus Liebe.
Alle „Böse“ aus verletzter Liebe.
Und nur Liebe kann verletzte Liebe heilen.
Und WENN etwas den Wahnsinn heilen kann, dann nur die Liebe.
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PASSENDE IMPULSE
Asif Avian – The Labyrinth Song
Dark – Netflix Serie
The Devils Advocate – Klassiker mit Al Pacino & Keanu Reeves
Crazywise – Doku