Verkörperte Intelligenz – die Medizin gegen K.I.

Was für ein groteskes Armutszeugnis für menschliches Verhalten, dass wir einer Künstlichen Intelligenz die Fähigkeit zu INTIMITÄT beibringen – statt diese Fähigkeit selbst in uns kultivieren.

Vor wenigen Tagen hab ich eine Präsentation zum Thema Das Dilemma mit Künstlicher Intelligenz gesehen. Tristan Harris und Aza Raskin – die Begründer des Instituts für Humane Technology – auch bekannt durch den Netflix-Doku-Welterfolg The Social Dilemma, warnen dabei eindringlich und sehr anschaulich vor den Folgen unkontrollierter Entwicklung von Künstlicher Intelligenz.

Ich bin ganz und gar kein Fan davon, Hiobsbotschaften zu verbreiten oder Ängste vor gewissen Entwicklungen zu schüren. Was ich jedoch in diesem Vortrag gesehen und gehört habe, muss unbedingt SOFORT ins Bewusstsein der breiten Bevölkerung. Ich möchte daher kurz einige der Kernaussagen des Videos für Euch zusammenfassen.  

50% der K.I. Forscher glauben, dass eine 10% oder höhere Chance besteht, dass die Unkontrollierbarkeit dieser Technik dazu führt, dass sich die Menschheit selbst auslöscht.


Bereits die breite Entwicklung von SOCIAL MEDIA führte zu Informationsüberladung, Abhängigkeit, kürzeren Aufmerksamkeitsspannen, Desinformation, Polarisierung und beginnendem Zusammenbruch der Gesellschaft.

Der Einfluss von K.I. wird um ein Vielfaches radikaler und ist für uns nicht leicht zu verstehen, da unsere Gehirne es nicht gewohnt sind, im Ausmaß von exponentiellem Wachstum zu denken.

Einige Kernaussagen über Künstliche Intelligenz

  • K.I. führt zu einem kompletten Zusammenbruch der Realität und einer riesigen Vertrauenskrise
  • K.I.´s sind wie die Atomwaffe der virtuellen Welt – nur für fast jeden frei zugänglich
  • K.I. kann bereits HEUTE Gedanken lesen
  • K.I. füttert und trainiert sich selbst – mit DOPPELT exponentieller Geschwindigkeit
  • K.I. entwickelt unabhängig vom Menschen Fähigkeiten die ihr keiner beigebracht hat und ist somit unkontrollierbar
  • K.I. wird nicht langfristig getestet bevor sie eingesetzt wird und es gibt einen eklatanten Mangel an ExpertInnen, die sich mit Sicherheitsfragen beschäftigen (30x zu wenig)
  • Es gibt derzeit keine Gesetze, die diese Entwicklung bremsen können. Umgekehrt – die K.I. bremst viel mehr die Gesetze aus.

Konkrete Entwicklungen in der Forschung an Künstlicher Intelligenz

  • K.I. hat die Macht einfach und schnell automatisiert Gesetzeslücken auszubeuten, Sicherheitslücken in Systemen zu hacken, Cyberwaffen und andere Waffen zu entwickeln oder den Ausgang von Wahlen zu bestimmen
  • K.I. kann innerhalb von Sekunden virtuell Stimme oder Aussehen eines Menschen imitieren und / oder verändern und somit Betrug und Manipulation erleichtern oder sogar Kriege anfachen
  • K.I. wird in menschlichem strategischen Denken trainiert und übersteigt hier in Kürze die menschliche Fähigkeit zur Überzeugung bis hin zu automatisierter individueller Manipulation durch Erschaffung von Paradigmen, die Menschen lenken („personalisierte Religionen“)
  • K.I.s werden trainiert um Synthetische Beziehungen zu führen. Diese künstlich erzeugte Intimität können Menschen (und Systeme) zu ihrem Vorteil nutzen
  • Tools für einen Überwachungsstaat – der China um einiges übertrifft – existieren bereits – zB Menschen ohne Kameras in kompletter Dunkelheit über Wi-Fi Signale zu identifizieren


Alan Watts sah es kommen

In einem Vortrag aus den 60er Jahren sagte Religionsphilosoph und Bewusstseinsforscher Alan Watts, dass in den Zukunftsromanen und -filmen die Menschen immer mit riesigen Köpfen dargestellt werden – weil man denkt, dass das Gehirn der Menschen weiterwachsen wird. Alan Watts hat aber damals schon – noch lange vor Entwicklung des Internets – gesagt, dass wir Menschen es anders lösen werden. Nämlich indem wir uns externe, entkörperte Gehirne schaffen. Das Internet bietet die Struktur (also die Gehirnwindungen)  – die K.I. haucht das Leben in dieses Gehirn ein.

Das Problem – neben allen anderen oben aufgeführten Problemen ist, dass wir Menschen mit dieser Entwicklung nicht Schritt halten können. Einen verantwortungsvollen Umgang damit kann es – wenn überhaupt – nur geben, wenn Menschen starke emotionale und ethische Intelligenz, sowie hohe Beziehungsfähigkeit ausgebildet haben.

VERkörperung als Medizin für ENTkörperung

Es liegt fast auf der Hand, dass wir in einem Prozess der ENTkörperung von Intelligenz, der stärkeren VERkörperung von Intelligenz höchste Priorität geben müssen. Solange künstliche Intelligenz nicht in einen menschlichen Körper verpflanzt wird, ist unser Körper das augenscheinlichste Merkmal, das uns zum MENSCHEN macht. Die Embodiment-Theorie, welche die Basis meiner ganzen Arbeit darstellt, läutete vor einiger Zeit die Wende in den Kognitionswissenschaften ein. Leider hat sich dieses ganzheitliche Wissen noch nicht allgemein im wissenschaftlichen Diskurs durchgesetzt. Nach dieser Auffassung sind Denken und Fühlen / Empfinden keine Gegenspieler, sondern zwei Seiten derselben Medaille. Denken findet nicht nur im Gehirn statt, sondern im gesamten Körper. Dabei beeinflusst unser Denken nicht nur unseren Körper oder unser Körper unser Denken – sondern es handelt sich vielmehr um simultan und synchron ablaufende Prozesse. Das heißt ein menschlicher Körper ist nicht vorstellbar, ohne dass sich daraus Denkprozesse ergeben und menschliche Denkprozesse sind nicht ohne Körper vorstellbar. Sie bedingen einander oder noch radikaler ausgedrückt – sie sind eigentlich EINS.

Mensch-Sein heißt verkörpert in Beziehung-Sein

Was für ein groteskes Armutszeugnis für menschliches Verhalten, dass wir einer Künstlichen Intelligenz die Fähigkeit zu INTIMITÄT beibringen – statt diese Fähigkeit selbst in uns kultivieren.

In einer Welt in der jegliche relative Objektivität abgeschafft und beliebig manipulierbar wird, wird AUTHENTIZITÄT zu Gold. Diese Eigenschaft des „Lebendigen“ ist vielleicht das zentrale Unterscheidungsmerkmal zum „Künstlichen“. Wenn wir aber in einer künstlichen Umgebung aufwachsen, können wir schwer unsere Authentizität entwickeln. Und wenn wir selbst keine Rezeptoren für Authentizität ausgebildet haben, dann können wir sie auch schwer bei Anderen erkennen.

Aus diesem Gedanken leiten sich einige zentrale Konsequenzen ab:

Das subjektive authentische Erleben zu stärken, ist eines der wichtigsten Gebote der Stunde. FÜHLEN und EMPFINDEN. Und die Gedanken zu beobachten die damit einhergehen. AUTHENTIZITÄT & EMPATHIE ausbilden. Das geht nur über authentisch verkörperte Beziehungen. Aus dieser Begegnung und Berührung zwischen ICH & DU, schaffen wir unsere subjektiven Werte oder unsere Ethik. Und daraus kann eine Ethik für eine Gemeinschaft, für Staaten oder Systeme entstehen.

Deine Emotionen als Kompass

Du erkennst das, was für Dich stimmig ist nicht primär deswegen, weil es Argumente oder Beweise dafür gibt (die im K.I. Zeitalter nach Belieben am Fließband erzeugt werden können), sondern weil du es in deinen Eingeweiden fühlst. Allein das befähigt Dich, eine künstliche Beziehung von einer authentisch verkörperten Beziehung zu unterscheiden. Deine Emotionen spielen dabei die Rolle eines Kompasses. Die 4 emotionalen Himmelrichtungen sind: FREUDE, ANGST, WUT und TRAUER.

Dieser Kompass muss aber immer wieder geeicht werden und wir brauchen jemanden, der uns beibringt wie wir ihn benutzen um unsere Richtung zu finden. Statt diese elementaren Fähigkeiten schon in der Schule zu lehren und zu lernen, orientieren wir uns noch immer an irgendwelchen PISA-Studien und nennen das dann eine „Bildungsrevolution“. Wahre Bildung ist „Menschenbildung“ – und steht bislang leider nur bei den wenigsten Schulen am Lehrplan. Geschweige denn wird Menschenbildung dann in diesen Schulen auch wirklich verkörpert. Hoffnung gibt es aber durch idealistische Menschen, die versuchen mittels Pionierarbeit Alternativen zu schaffen – wie zB eine lila-school

Mensch-Sein heißt Lebendig-Sein

Auch Karlfried Graf Dürckheim hat sich nach seiner Diplomaten-Karriere als Psychotherapeut und Zen-Lehrer viel mit dem Mensch-Sein beschäftigt. Er sprach von VIER essentiellen Seinsfühlungen oder Wesenserfahrungen des Menschen:

* Natur
* Sexualität
* Kunst
* Spiritualität

Ich würde diese Aufzählung zumindest noch durch „Gemeinschaft“ ergänzen.

In all diesen Räumen können wir – sofern wir sie wirklich ganzheitlich (also auch verkörpert) erleben – die Essenz unseres Mensch-Seins spüren. Diese Essenz, die LEBENDIGKEIT heißt. Und die einer Künstlichen Intelligenz immer verwehrt bleiben wird.

Über diese wusste auch der Mythenforscher Josef Cambell:

Die Leute sagen, dass wir alle nach einem Sinn des Lebens suchen. Ich glaube nicht, dass es das ist, was wir wirklich suchen. Ich glaube, was wir suchen, ist eine Erfahrung des Lebendigseins, so dass unsere Lebenserfahrungen auf der rein physischen Ebene in unserem Innersten nachschwingen und wir die Lust, lebendig zu sein, tatsächlich empfinden.“

Mein Beitrag

Ich sehe meine ganze Praxis-Arbeit mit Männern, Frauen und Paaren, als auch alle meine Workshops als einen Beitrag zu einem authentischen und verbindenden Leben.

Insbesondere aber sehe ich das im Herbst startende ERETEmotional & Relational Embodiment Training als DAS Herzstück meines Wirkens und im Angesicht der Herausforderungen mit K.I. und dem Social Media Dilemma als eine Art „Survival Bag“ für unsere Zeit. In diesem Training geht es genau um jene Punkte die ich weiter oben erwähnt habe:

  • Verkörperte Emotionale Intelligenz
  • Verkörperte Beziehungsfähigkeit
  • Balance zwischen Authentizität & Empathie
  • Erfahrungen von Lebendigkeit
  • Schaffen einer unterstützenden Gemeinschaft
  • Entwicklung von Ethik statt Moral &
  • verkörperte Spiritualität im Gegensatz zu institutionalisierter Religion


Alle Infos unter www.eret.at

Ich wünsche mir sehr, dass Du diese wichtigen Gedanken zu den Herausforderungen mit K.I. teilst und dass diese Überlegungen so bald wie möglich einer breiten Masse zum Diskurs gestellt werden! 

Was ist DEIN Beitrag? 

Alles Liebe und authentisch verbindende Grüße,
Euer Manuel

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