Mein alljährlich verspäteter Geburtstagsbrief

Alle Jahre wieder …

… bietet der Geburtstag nicht nur Grund zum Feiern, sondern auch zum Innehalten, Reflektieren und Neu-Ausrichten. Vielleicht hab ich das in der Vergangenheit auch schon mal gesagt, aber summa summarum war das wohl eines der emotional heftigsten Jahre meines Erden-Daseins.

Vieles war wunderschön. Vieles war furchtbar schwierig. Vieles durfte ich lernen und tun und ich fange an immer mehr auch zu “lassen”.

Meine Learnings 2019
Gerne möchte ich ein paar “learnings” dieses Jahres mit Euch teilen, die gefühlt in den letzten Wochen nochmal gesammelt mit voller Wucht angeklopft haben, damit ich die Dinge auch ja nicht vergesse und wirklich dran bleibe.

Liebe ist ein echtes “Kunstwerk”
2019 hab ich alle 4 Module des sensationellen Jahrestrainings “Liebeskunstwerk” nahe Berlin absolviert und habe dadurch nicht nur als Einzelperson, für meine Beziehung, als auch für die “Liebesschule” in Wien profitiert, sondern mir ist bewusst geworden, wie viel Luft nach oben es bei mir beziehungstechnisch noch gibt. Trotz der vielen Liebes-Beziehungen seit meinem 15ten Lebensjahr und all den Büchern, Ausbildungen, Selbsterfahrung und Selbsterforschung, meiner Praxisarbeit und meiner Vision für eine Liebesschule, sitzen viele Muster so tief, dass sie nicht nur viel Bewusstheit für eine Veränderung brauchen, sondern unter anderem auch Ausdauer und Beharrlichkeit, eine sukzessive Heilung von Entwicklungstraumen die einer Ausdehnung von Beziehungs- und Liebesfähigkeit im Weg stehen, eine unterstützende Gemeinschaft und ein lebenslanges Lernen über Liebe und Beziehungen.

Emotionales Erwachsenwerden ist schwer
Als Beispiel sei erwähnt, dass es mir in engen privaten Beziehungen immer noch unglaublich schwer fällt, nicht die Verantwortung für die Gefühle meiner Gegenüber zu übernehmen. Vor allem wenn mein Gegenüber mit Zorn oder Angst reagiert, dann ist oft mein erstes viszerales Gefühl … “Oh Gott … wieder hab ich was falsch gemacht”- Es braucht oft lange, bis Dinge vom Kopf in den Körper übergehen und zu einer neuen Realität werden. Vieles hab ich schon versucht … was derzeit Bewegung in diese Sache bringt, ist, dass ich zunehmend merke wie anstrengend diese Haltung ist und wie sehr sie mich dabei behindert, MEINE Bedürfnisse zu leben. Und wie wenig Lust ich mittlerweile habe so weiter zu tun.

Es hört nie auf, bevor DU nicht aufhörst
Die zweite Erkenntnis in diesem Zusammenhang war, dass ich bemerkt habe, dass mich kaum je einer dafür “belohnt”, dass ich mich nach seinen / ihren Bedürfnissen richte. Die meisten merken es nicht einmal (!). Und … die Bedürfnisse der anderen hören NIE auf. Logisch. Meine ja auch nicht. Sie warten darauf, dass ich sie endlich aktiv, von mir aus, in Beziehung bringe.

Buch-Tipp
Ein Spitzen-Buch dazu, das ich Euch wärmstens empfehlen kann ist “Beziehungsweise” von Vivian Dittmar, welches echt ein heller Stern unter der Vielzahl von Beziehungsbüchern ist, die ich in meinem Leben schon verschlungen habe. Es ist ein super Arbeitsbuch, welches sich auch sehr gut zum gemeinsamen Lesen mit dem Partner / der Partnerin eignet.

Begegnung mit meinem Schatten
Was mich unglaublich kalt oder besser gesagt heiß erwischt hat vor ein paar Monaten, war ein persönliches Schatten-Thema, welches sich aber derzeit auch kollektiv überall auf unserem Planeten zeigt …  AGGRESSION. Ohne auf Details einzugehen möchte ich an dieser Stelle nur sagen, dass ich Verhaltensweisen an den Tag gelegt habe, von denen ich nicht dachte, dass ich diese jemals in einer Liebesbeziehung an den Tag legen könnte. Seit dem bin ich sehr demütig was die Beurteilung / Verurteilung von Menschen betrifft, die aus Ohnmacht heraus anderen gegenüber aggressiv werden. Das hat mich zu dem Gedanken und zur Vermutung geführt, dass wir in letzter Konsequenz ALLE – zu einer bestimmten Zeit, an einem bestimmten Ort, in einer bestimmten Situation zu ALLEM fähig sind, vielleicht sogar jemand anderen zu töten. Um ungesunder Aggression in uns konstruktiv zu begegnen, ist es wichtig, uns unseres aggressiven Potentials bewusst zu werden. Oder auch unserer Aggressionshemmung. Denn egal auf welcher Seite wir uns befinden – wenn wir nicht bewusst mit diesem Thema umgehen, wird es uns oder andere um uns herum eiskalt (oder eben heiß erwischen). Die Integration dieses Gefühls hat sowohl für mich als auch in meiner Praxisarbeit eine Top-Priorität bekommen. Wenn wir dieses Thema in uns selbst heilen, tragen wir auch ein Stück weit zur Heilung von Hass & Zerstörung auf unserem Planeten bei. 

“Ich kann sie nicht pflegen”
Eine meiner Hauptherausforderungen – mein Mangel an Zeit und Energie um mehr kontinuierliche Freundschaften und Beziehungen zu pflegen – hat einen schönen Impuls von Dolores Richter bekommen. Nach dem unglaublich berührenden Abschlussmodul des Liebeskunstwerkes in dem sich die Teilnehmer, Leitenden und Assistenten sehr nah gekommen sind und gegenseitig total ans Herz gewachsen waren, hat sie gesagt, dass sie sich mit jedem Einzelnen von uns total verbunden fühlt und es gleichzeitig sein kann, dass sie nächsten Sommer bei einem anderen Workshop vielleicht unseren Namen nicht mehr weiß. Dass sie die Verbindung im Herzen halten wird, gleichzeitig aber sagt – “Ich kann sie nicht pflegen”.

Das hatte etwas total berührendes und befreiendes für mich. Dass sie den Mut hatte, diese Wahrheit auszusprechen. Denn mir geht es ganz genauso. Nur hab ich noch immer damit gekämpft und unbewusst gedacht, dass mir die Pflege dieser vielen Beziehungen und Bindungen doch gelingen müsste.

Eine Bitte von Herzen
Darum möchte ich Euch ALLEN da draußen sagen, die mir innerhalb meines Arbeitsfeldes oder außerhalb begegnet sind, dass ich mich meist total verbunden mit Euch fühle, ihr mir wichtig seid und mir euer Wohlergehen und Glück total am Herzen liegt und dass ich gerne mehr Zeit und Energie hätte um diesen wunderbaren Begegnungen mehr Raum zu geben – aber bei der Vielzahl an Begegnungen in meinem Leben kann ich das einfach nicht. Es macht mich traurig das zu sagen und gleichzeitig erleichtert es mich. Also wenn ich euren Namen oder euer Gesicht mal vergesse – habt Nachsicht mit mir. I love you anyways.

Erkenntnisse zum Systemwandel – Verbundenheit statt Trennung
Und zuletzt noch möchte ich eine Inspiration mit Euch teilen, die mir zuteil wurde, als ich den visionären Denker, Systemwandler und Aktivisten Charles Eisenstein in Wien erleben durfte. Er hat in seinen Worten gesagt, was ich die letzten Jahre auch immer wieder von Dieter Duhm, Thomas Hübl und anderen globalen Aktivisten und Visionären gehört habe, die an einem tiefgehenden Systemwandel arbeiten – egal ob es im Bereich Wirtschaft, Bildung, Ökologie, Klima, Politik, Psychologie oder anderen Feldern ist.

Was im Zentrum eines Systemwandels steht ist der Sprung von einer Geschichte der Trennung und des Kampfes hin zu einer Geschichte der Verbundenheit und Liebe. In den letzten Jahrhunderten hat sich der Mensch nach und nach von den wichtigsten Bereichen abgespalten in denen er früher eingebunden war.

Von seiner Spiritualität.
Von der Erde und der Natur.
Vom Leben in Gemeinschaft.
Vom beziehungs- und sinnstiftenden Teil seiner Arbeit.

Egal auf welche globale Krise wir schauen – was fehlt sind echte Kooperation, Gemeinschaft, Vertrauen, Freundschaft, Solidarität und Liebe. Was fehlt sind Lösungen die jenseits der funktionalen Ebene schauen und greifen. Es fehlt die Anbindung an höhere Werte und eine übergeordnete Ethik, welche beispielsweise Dieter Duhm in seinem Büchern als die “Heilige Matrix” bezeichnet. (Sehr hörenswert zu diesem Thema auch das tiefe Gespräch zwischen Veit Lindau und Dieter Duhm – als Audio-Podcast / als Video)

All diese Impulse stärken mich in meinem Vorhaben mit der Liebeschule und unterstreichen die Wichtigkeit dieser kollektiven Arbeit. Ich bin überglücklich, dass wir nach langen Vorbereitungen im März 2020 an den Start gehen können und dass es im November 2019 schon die ersten Liebeslernorte-Abende gibt, die man unabhängig von der Teilnahme an der Liebesschule besuchen kann. Alle Infos zur Liebesschule und zu den Liebeslernorten findest du unter www.liebes-schule.at

Ich bin jetzt erstmal mit meinem Umzug beschäftigt und danach hörst Du wieder von mir … vielleicht mit meinem Weihnachtsbrief 😉
Alles Liebe,
Manuel

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