Die radikalsten Veränderungen in meinem Leben …
… und was sie mir über mich und das Leben gelehrt haben.
Das bin ich! Das bin ich!
Das bin ich! Das allein ist meine Schuld!
Ich bin jetzt!
Ich bin hier!
Ich bin ich!
Das allein ist meine Schuld!
(Rosenstolz – Ich bin Ich)
(In diesen Artikel sind weitere 4 Lieder eingewoben, die mich in dieser besonderen Zeit berühren & begleiten. Wenn Du auf die Links unter den Liedzitaten klickst, kommst Du zu den Songs auf YouTube – let them take you some steps with me on my journey)
In den letzten 3 Wochen sind wohl die radikalsten Veränderungen meines Lebens in der kürzesten Zeitspanne passiert – zumindest was die äußeren Ereignisse anbelangt.
* Meine Beziehung, die 14 Jahre lang gedauert hat, ist abrupt zu Ende gegangen.
* Ich wohne das erste Mal seit 14 Jahren ohne meine Kinder.
* Die Webseite, mit der mein Berufungsweg vor 8 Jahren begonnen hat, ist seit ein paar Tagen für immer offline gegangen.
Weil alles noch so frisch ist und sehr emotional, und aus Rücksicht auf mich und die involvierten Menschen, möchte ich an dieser Stelle auf keine Details der Geschichte eingehen, sondern erzählen, welche inneren Prozesse sich in dieser Phase meines Lebens abspielen, um mir am Schluss dann vielleicht selbst klarer über ein paar wesentliche Dinge zu werden. Zugegebenermaßen ist es diesmal eher ein Artikel für MICH … 🙂
Im Zuge der letzten Monate, ist mir folgendes klar geworden:
* Es ist verdammt noch mal nicht leicht, zu MIR selbst zu stehen … (allen Anteilen von mir selbst)
* Die Ehrlichkeit die erforderlich ist, um diese Anteile authentisch zu verkörpern und in Beziehung zu bringen, bringt mich extrem an meine Grenzen.
* Was am allerschwersten für mich auszuhalten ist, ist Menschen, die mir wichtig sind, verletzt oder enttäuscht zu sehen, wenn ICH ganz ICH bin.
Täuschung & Enttäuschung
Dabei ist es paradox – denn ENT-TÄUSCHEN kann ich andere Menschen ja nur, wenn ich sie vorher GE-TÄUSCHT habe oder sie sich in mir GE-TÄUSCHT haben.
Wenn ich ehrlich sein muss, dann muss ich sagen, dass ich in meinem Leben Menschen des öfteren GE-TÄUSCHT habe, gelogen habe bzw die Wahrheit verschwiegen habe, um genau diesen oben genannten Punkten auszuweichen. Das hat Konsequenzen, die ich gerade spüre. Konsequenzen für mein eigenes Leben und Erleben und Konsequenzen für das Leben anderer Menschen.
Wenn ich unehrlich war, hab ich andere Menschen der Möglichkeit beraubt, aus vollem Herzen und im gegenseitigen Einverständnis ganz JA oder NEIN zu mir sagen zu können. Wenn immer ich Anteile von mir zurückgehalten oder versteckt habe, konnte ich kein wahrhaftiges Gegenüber sein, von dem man wusste, woran man ist. Dadurch hab ich so manche wahrhaftige Begegnung verhindert oder im Bereich der Komfortzone gehalten und so mögliche Entwicklung bei mir und meinem Gegenüber verhindert. Ich kann nur ganz mit jemandem verbunden sein, wenn ich auch mit allem in mir selbst in Beziehung trete und bereit bin, mich dem anderen in meinem So-Sein zuzumuten.
Die Angst vor dem ICH-Sein
Sich dem Prozess zu stellen mehr ICH zu sein, löst eine Angst aus, die ich wahrscheinlich noch nicht in ihrer ganzen Tiefe spüren und verstehen kann. Es ist eine Angst vor Verantwortung, die einhergeht mit der Angst vor Schuld und Verurteilung, vor Versagen und davor etwas falsch zu machen, vor dem Verlust von Nähe, Zuneigung, Anerkennung, Geborgenheit, Verbundenheit und Liebe.
I don ‘t know where this fear came from
how I became so afraid of losing everyone
never been afraid of being lonely
now I ‘m becoming the one I ‘m most scared of being
I don ‘t know where this fear comes from
this fear of failing,
fear of letting everyone and myself down
its growing deep into my soul…
If I don’t follow my heart this time
I’m gonna forget what this life is all about
I’m gonna take that path, I’m going in on my own
I’m gonna take that fear and wear it like a crown
(Rebekka Karijord – Wear it like a crown)
Ich hab das nicht aus Bosheit oder kalter Berechnung gemacht, sondern weil ich bis jetzt anscheinend nicht fähig war, gewisse Zustände und Emotionen zu „halten“ und nicht gelernt oder erfahren habe, wie man in einer Form von Beziehung sein kann, in der Wahrhaftigkeit wichtiger ist, als Scheinharmonie. Auf meiner emotionalen Festplatte war / ist anscheinend ein Programm gespeichert, welches denkt, dass tiefe Verbundenheit und eine stabile Beziehungsstruktur einhergeht, mit einem gefühlten Verlust meiner Freiheit und Selbstbestimmung. Wenn diese sich dann, durch meine Zurückhaltung, für zu lange Zeit bedroht gefühlt hat, ist sie manchmal unvermittelt aus mir hervorgebrochen und hat sich auf rücksichtslose Weise versucht, Raum zu nehmen. So ist das Pendel 40 Jahre lang hin und hergeschwungen. Es tut mir aufrichtig leid für all den Schmerz, den meine Handlungen bei anderen Menschen verursacht haben – aber ich denke ich konnte bis jetzt einfach nicht anders handeln – es war irgendwie das Beste was mir bis jetzt in meiner Begrenzung möglich war.
Jetzt ist es an der Zeit, eine andere Möglichkeit zu finden, Beziehungen auf eine gesündere Art und Weise zu leben.
Wie? Keine Ahnung!
Es gibt derzeit keinen Masterplan.
Es gibt viel innere Arbeit zu tun, bei der ich – dem Himmel sei dank – unglaublich professionell und einfühlsam begleitet werde. Aus dieser Arbeit heraus, werden sich die nächsten Schritte ergeben.
Aber die Leitlinie wird EHRLICHKEIT sein!
Innere & Äußere Beziehungsarbeit
Fix ist, dass ich die äußeren Beziehungsstrukturen in meinem Leben, mit den immer offeneren und flexibleren Strukturen in meinem Inneren synchronisieren möchte. Ich möchte mein ICH nicht wieder in eine äußere, vorgefertigte Beziehungsstruktur hineinpressen, sondern Beziehungsstrukturen in Zukunft als etwas offenes, formbares begreifen, das sich aus dem herausplastiziert, was gerade im Innen als der beste Möglichkeitsraum empfunden wird.
Und hier möchte ich am Schluss noch eine Sache anbringen, die mir sehr wichtig ist. Nicht um mich zu verteidigen oder mich als Opfer hinzustellen. Nein – ich möchte voll und ganz die Verantwortung für meine Handlungen übernehmen – denn ohne Selbstverantwortung ist Veränderung nicht gut möglich.
Jedoch möchte ich zu bedenken geben, dass neben Selbstbestimmung, persönlicher Freiheit, Sinnfindung und individueller Selbstverwirklichung, das Bedürfnis nach Verbundenheit, Sicherheit und Zugehörigkeit eines der elementarsten menschlichen Grundbestrebungen ist.
Und es ist schwer, man selbst zu sein, wenn man starke Bedürfnisse in sich trägt und ehrlich nach außen bringen möchte, die von einer breiten Masse der Gesellschaft als negativ bewertet werden. Wenn man dafür Unverständnis, Vorwürfe, Beschuldigungen, Ablehnung, Sanktionierungen, Zurückweisung, Diffamierung und im schlimmsten Fall Gewalt oder Freiheitsentzug erntet.
I can’t stand to fly
I’m not that naive
I’m just out to find
The better part of me
I’m more than a bird, I’m more than a plane
I’m more than some pretty face beside a train
And it’s not easy to be me
(Five for Fighting – Superman)
Die kleinen und größeren Beziehungstraumen die wir alle in uns tragen, können dann heilen, wenn es einen sicheren Rahmen gibt, in dem man das Gefühl hat, akzeptiert und willkommen zu sein, Fehler machen zu dürfen, um mehr und mehr zu sich selbst zu finden und sich zu leben.
Es genügt nicht, an sich selbst zu arbeiten und innere Strukturen zu verändern. Es braucht auch das Hinterfragen und Verändern gesellschaftlicher Strukturen, die manche Menschen einengen und zu einem Leben zwingen, welches ihnen nicht entspricht und sie körperlich und seelisch krank macht. Es braucht den Zusammenschluss von Menschen, die neue Strukturen schaffen, in denen sie sich ehrlich begegnen und in ihrem So-Sein unterstützen können.
Manchmal gilt es bei sich zu beginnen und die bestehenden inneren Strukturen zu hinterfragen und umzubauen, bevor man im Außen etwas verändert. Manchmal braucht es aber auch zuerst den Schritt hinaus aus alten Strukturen, damit der nötige Raum entsteht, überhaupt spüren zu können, welche Struktur ich denn überhaupt aus mir herausleben will. Manchmal muss man gehen, um bei sich selbst anzukommen und sich eine Weile lang „selber halten“. Und manchmal muss man dann in die Hände spucken und sich daran machen, neue Strukturen aufzubauen … und gleichgesinnte Menschen für dieses Vorhaben begeistern, die uns dabei unterstützen.
I’ve seen people holding on to nothing
Broken dreams and broken cords
Walk away from all that you know
Walk away and hold your own
…
And I’ve seen people holding on to something
Smiling with no place to call home
…
And this all seems unreal
Just how far we’ve come
Look into the mirror
Not sure who I was
…
Walk away from all that you know
Walk away and hold your own
(Xavier Rudd – Walk Away)
Am Ende siegt die Liebe
Viktor Frankl hat uns etwas über die Trotzkraft des Geistes gelehrt und darüber wie wir aus den schlimmsten Niederlagen die größten Triumphe erringen können.
Das Natur lehrt uns immer wieder, dass egal wie viel wir auch kaputt machen oder sie unterdrücken … irgendwann stoßen die Sprösslinge der Lebenskraft auch durch den härtesten Beton.
Ich glaube, dass uns Angst, Unsicherheit und Verletzungen letztlich nicht an unserem Voranschreiten hindern können. Und dass, egal wie groß die Umwege auch zu sein scheinen mögen, wir Schritt für Schritt immer mehr bei uns ankommen.
Dass wir im Vertrauen weitergehen können – im Vertrauen auf die Liebe, die sich im Leben am Ende immer durchsetzt – weil sie die Essenz des Lebens selbst ist.
But you can’t kill my spirit
It’s soaring and it’s strong
Like a mountain
I go on and on
…
I am walking on the bridge
I am over the water
And I’m scared as hell
But I know there’s something better
Yes I know there’s something better
Yes I know, I know, yes I know
That I love … I love … I love … I love … I love …
But it’s me … and it’s me … but it’s me … and it´s ME
(Paula Cole – ME)
In Liebe,
Manuel
Gerhard
10. August 2018 @ 8:46
Lieber Manuel,
DANKE!
Ich kenne diese innere Zerrissenheit recht gut, aus eigener Erfahrung. Vor 2 1/2 Jahren habe ich den Menschen, dem ich innerlich bis dahin am meisten verbunden war, sehr enttäuscht, indem ich mich getrennt habe. Viele viele innere Anteile in mir waren da, die ich geheim und im Verborgenen gehalten habe, weil ich mich ihrer geschämt habe – so darf man ja nicht sein! Und ich war aber genau SO – zumindest zum Teil. Der Druck wird immer größer, je länger man den Deckel drauf hält, aber irgendwann kommt der Punkt, wo es Zeit ist, ihn ab zu nehmen. JA, ich bin SO. Und es tut mir unendlich leid, dass ich dieses SO-Sein nicht von Anfang an offen kommunizieren konnte, weil soooo viel Scham da war.
Es zahlt sich aus, ICH selbst sein zu können. Ich fühle mich freier, leichter, das Leben ist bunter, als zuvor. Egoistisch? Verantwortungslos? Jedes Ding hat zwei Seiten. Aus meiner jetzigen Situation kann ich auf Menschen anders und offener zugehen als zuvor, und das hat mir schon sehr viele und schöne Begegnungen mit interessanten Menschen beschert. Niemand kann “Everybodies darling” sein. Und seit 2 1/2 Jahren geht es trotz aller Enttäuschung auch diesem Menschen besser – das finde ich in aller Liebe auch sehr bemerkenswert….
Manuel Harand
10. August 2018 @ 15:36
Lieber Gerhard,
Vielen Dank für deine Worte, die mich sehr im Herzen berühren. Ich fühl mich gesehen und verstanden. Genau so fühle ich mich auch …
Es ist schön zu lesen, wie Du es jetzt aus einiger zeitlichen Distanz siehst und das gibt mir Mut und Vertrauen.
Danke und Fühl Dich umarmt,
Manuel
Daniel
10. August 2018 @ 15:29
Ach, hier noch einmal Daniel, diesmal als Antwort hier.
Lieber Manuel, gerade hatte ich Dich und Paula, unbekannterweise, als ein Idealbild einer Beziehung in der Verbundenheit und Freiheit gleichzeitig sein darf emporgehoben und als Leitbild aufgestellt, als Peng – durch Dein Mitteilen die Beziehung ist zu Ende! mein „Masterplan“ sich in Luft aufgelöst hatte. :-/ doof, jetzt ist mein Vorbild hin.
Lieber Manuel, gerade hatte ich Dich und Paula, unbekannterweise, als ein Idealbild einer Beziehung in der Verbundenheit und Freiheit gleichzeitig sein darf emporgehoben und als Leitbild aufgestellt, als Peng – durch Dein Mitteilen die Beziehung ist zu Ende! mein „Masterplan“ sich in Luft aufgelöst hatte. 🙂 was lerne ich daraus, folge Deinem eigenen Masterplan.
Danke
Dir alles Gute in der Zeit der Neuorientierung.
Herzlichst
Daniel
Manuel Harand
10. August 2018 @ 15:44
Hahaha – Danke für deine Ehrlichkeit.
Ich denke dieses PENG hat auch sein Gutes. Ich kenne dieses Bestreben ein Vorbild oder Leitbild zu haben. Ich glaube dass das wichtig ist … bis zu einem gewissen Grad. Aber irgendwann geht es dann darum nur mehr seine eigenen inneren Visionen als Leitbild strahlen zu lassen … denn vielleicht schlummert etwas in Dir, was in der Form noch keiner vor Dir gelebt hat. Und auf was dann warten?!?!?! Genieß den Raum der jetzt frei wird, um DEINES noch mehr in die Welt zu bringen.
Ein anderer Aspekt:
Auch in mir und Paula gibt es die Stimme … ja … jetzt haben wir es NICHT GESCHAFFT. Ich denke aber, dass das eine alte Stimme in unserem Kopf ist, die sich an anderen Werten orientiert. Wenn ich einen klaren Moment habe, dann kann ich nicht sagen, dass wir es nicht geschafft haben. Eine wahre Beziehung zu führen heißt, sowohl ihren Anfang als auch ihr Ende im Bewusstsein zu halten und nicht in den Glauben zu verfallen, dass zusammen bleiben heißt, dass man es dann geschafft hat. Es kommt sehr darauf an, auf welchen Werten eine Beziehung basiert.
Wenn es um Authentizität, Wahrheit und eine Form der Liebe geht, die Hand in Hand mit der Freiheit geht, dann hat man es dann “geschafft”, wenn man mit dem geht, was gerade für einen selbst und die Beziehung das Wahrhaftigste ist. Und manchmal ist die Konsequenz dann “Trennung” oder eine radikale Umformung der bisherigen Struktur der Beziehung. Auch wenn das schmerzhaft und traurig ist – für alle Beteiligten.
Danke für deine Anteilnahme,
Alles Liebe,
Manuel
Daniel
10. August 2018 @ 17:00
dem gibt es Nichts hinzu zu fügen.
Gehen mit dem was IST .
Danke für Dein Offenbaren und Deine Ermutigenden Worte. Es ist eine Zeit der Liebes-Pioniere. Menschen wie Du inspirieren mich meiner eigenen Stimme zu vertrauen und meinen eigenen Weg zu gehen. DANKE
Ich freue mich Dich irgendwann persönlich kennen zu lernen.
Hezlichst
Daniel
Christine Müller
10. August 2018 @ 22:48
Lieber Manuel!
So offen so ehrlich, Danke!
“Ich bin ich, das allein ist meine Schuld ”
Ich liebe diesen Text und dieses Lied
Und
“If I don’t follow my heart this time I’m gonna forget what life is all about ”
Ich kenn das sehr gut! ( und, by the way, wunderschönes Lied, Danke dafür!!)
Aber – hab ich andere wirklich vorher getäuscht wenn sie von mir enttäuscht sind? Ist es nicht so (außer man/ frau ist wirklich ein Arsch und nimmt alle Vorteile bewusst für sich ohne den Anderen zu achten), dass das Ich manchmal Zeit braucht um klar zu werden, vor allem wenn es Seiten betrifft die dem widersprechen wie wir sozialisiert wurden, die gesellschaftlich nicht anerkannt sind und wirklich mit Unverständnis, Verachtung und Liebesentzug “bestraft ” werden? Gerade diese Dinge brauchen Zeit zu reifen bis sie an die Oberfläche kommen können. Dann allerdings muss man/frau allen Mut zusammennehmen und ehrlich dazu stehen.
Und ist der Versuch eine Beziehung zu halten und an ihr zu arbeiten Scheinharmonie? Ich glaub auch, für die Zeit in der die Kinder klein sind, ist eine gewisse Stabilität sehr hilfreich und wenn man nicht schon vorher ein gutes Beziehungskonzept gefunden hat wird es in dieser Zeit schwer zu finden sein und es braucht Abstriche von beiden Seiten einfach um den Kindern einen sicheren Rahmen geben zu können.
Ehrlichkeit- das ist der Schlüssel, absolut!!!! da führt kein Weg drum herum – aber Scheitern, Angst, Lügen sind auch ein Teil von “ich bin ich, das allein ist meine Schuld”.
Oh wir sind einfach keine perfekten Wesen …… 😉
aber, wenn wir lernen das ehrlich zu kommunizieren, in Liebe und in Achtung dem Anderen gegenüber, dann wird vieles möglich und dann können Wege entstehen die ganz ungeahnte Erfahrungsräume bringen – wunderbar spannend !!😊😊
Alles Liebe!
Christine