Survival Extrem – Leben & Überleben im Spiegel der Natur


Was erwartest Du Dir wenn Du ein Survival Training Extrem buchst?
Richtig!
Eine extreme Erfahrung!

Für mich war es im Nachhinein eine Erfahrung der Extreme – von Polaritäten – die ja auch sonst meine Arbeit wie ein roter Faden durchziehen. Die Grundpolaritäten auf die Du bei einem Survival-Training dieser Art stößt sind Leben & Tod – vorausgesetzt Du lässt Dich tief genug darauf ein.

Der Wunsch zurück zur Natur zu gehen ist für viele von uns modernen Menschen groß – so auch in mir. Oftmals vermengt mit romantischen Vorstellungen von einem ruhigeren und einfacheren Leben im Wald im Einklang mit der Natur. Umsorgt von Mutter Erde und im ständiger Kommunion mit den 4 Elementen. Durchflutet von einem Gefühl der Lebendigkeit und Ursprünglichkeit. Nicht mehr auf der Suche nach mehr – sondern angekommen und zufrieden mit dem was Du hast. Klingt doch schön oder?!

JA – nur mit Survival hat es rein gar nichts zu tun.

Survival Extrem – Überleben nur mit dem Messer hat meinem romantischen, träumerischen Fische-Mond den Kopf gewaschen und zurechtgerückt … aber kräftig. Ohne Nahrung und Flüssigkeit, ohne Zelt, Schlafsack, Regenschutz oder Plane, ohne Hilfe zum Feuermachen … ausgerüstet nur mit dem was Du an Kleidung am Leib trägst und einem Messer zog ich mit anderen 5 mutigen Männern und unseren 2 Trainern Reini & Richi für 3 Tage in den Wald.

Survival ist eine Reise vom Leben zum Überleben. Im Ernstfall schaltest Du auf einen anderen Modus in dem nur eines zählt – „Durchkommen“. Und für diesen Modus brauchst Du gar nicht wirklich motiviert sein … die Motivation kommt früher oder später ganz von selbst – in verschiedenen Formen – zB. Kälte, Durst, Dunkelheit, Schmerz oder Hunger.

In der Ausschreibung stand, dass es ein „Anpackkurs“ sein würde. Und dieses Versprechen hat total gehalten. Schon nach einigen Stunden war mir klar, warum die Menschen früher keinen „Job“ brauchten. Survival ist ein Full-Time-Job.

Hier ein kleiner Einblick in Tag 1:

„Ausruhen ist nicht … zumindest nicht in den ersten 3 Tagen. Lagerplatz suchen, Zunder sammeln, Lager bauen, Feuerholz sammeln, tote Bäume umschneiden und zerkleinern, Wasser suchen, Wasser transportieren, Feuer bohren usw. Unser Aktionismus wird nur durch die Dunkelheit eingedämmt. Kurzfristig kommt dann doch Lagerfeuerromantik auf in meinem Männerherz als das Lager fertiggebaut ist und wir es gerade noch rechtzeitig schaffen, das Feuer in Gang zu bringen bevor es komplett dunkel wird im Wald und dann in die Glut starren wie unzählige Generationen von Jägern und Sammlern vor uns. Doch nur so lange bis eine bleierne Müdigkeit und Erschöpfung von den Mühen des Tages mich fest in ihren Fängen hat. Doch kaum länger als eine halbe Stunde auf meiner Strohmatte in meinem Verschlag erfahre ich am eigenen Leib, was „learning by failing“ (Lernen durch Versagen) heißt. Die Verschalung ist nicht ganz winddicht und die Isolierung unter mir ist unzureichend. Bald wird klar, dass wir zu wenig Holz für die Nacht gesammelt hatten, wodurch das Feuer auf Sparflamme laufen muss. Kälte kriecht in mich und es gibt nichts zum Zudecken. Also wieder aufsetzen und näher zum Feuer rücken. Bis die Augen zufallen und ich mich wieder fürs Frieren entscheide und mich hinlege. Doch nur so lange bis meine 2,5h Nachtwache anbrechen. Oder soll ich eher „Tagwache“ sagen … denn um 4.30h beginnt meine Schicht und danach gibt es kein Schlafen mehr. Denn eines ist klar … wir müssen mehr Holz für die nächste Nacht sammeln … sofort bei Tagesanbruch.“

In dieser Tonart ging es die ersten 2 Tage lang durch.


JA – wir waren mit der Natur verbunden und JA es gab wunderschöne Momente … aber selbst in diesen wird Dir klar, dass Dich Mutter Natur nicht nur umsorgt und Dir alles zur Verfügung stellt, was Du zum Leben brauchst, sondern Dich auch jederzeit „ficken“ kann wenn sie nur will. Kälte, Regen, Blitzschläge, Brände … in Sekunden kann sie Dein Leben auslöschen.

Meine Einschätzung der Natur verlagert sich von romantisch-rosa zu realistisch. Es wird klar, dass der Tod nicht das Gegenteil von Leben ist, sondern sein ständiger Begleiter auf Augenhöhe.

Eines wir in der Natur im Survival Mode auf jeden Fall klar. Wir werden echter, natürlicher, ehrlicher. Moral spielt immer weniger Rolle.

Mit einem Lächeln muss ich an meine Zeiten als Veganer denken – damals – als kaum jemand wusste, was ein Veganer überhaupt ist. Was hätte ich damals als 17jähriger wohl über mich als 39jährigen gedacht (wohl eher geurteilt) wenn ich mich gesehen hätte, wie ich diese gegrillte Heuschrecke verspeise. Was in unserer Kultur und in unserer heutigen Zeit eine wichtige und lobenswerte Bewegung und ethische Haltung ist, verkommt Aug im Aug im Ring mit der Natur zu einer reinen „Idee“. Hier nimmst was Du kriegst wenn Dein Kreislauf droht vor Erschöpfung zu versagen. Natürlich hätte ich die 3 Tage auch einfach „fasten“ können – im Wissen, dass ich dann wieder ins Auto steigen und mir auf der nächstbesten Raststation den Bauch vollschlagen kann – aber ich wollte mich wirklich zu 100% auf diese Erfahrung einlassen und das Szenario so real wie nur möglich erleben.

Survival ist einfach und gleichzeitig eine Knochenarbeit. Für uns vielleicht ein Selbsterfahrungsworkshop – für die Menschen früher sowas wie das elementarste Grundwissen überhaupt. Ähnlich wie Sprechen oder Gehen lernen.

Wenn Du auf das Wesentlichste reduziert wirst, dann erwächst in Dir eine Dankbarkeit für den Luxus und die Annehmlichkeiten die Dich tagtäglich umgeben. Vom fließenden Wasser, über den Supermarkt an der Ecke, den Herd, den Wasserkocher, die Zentralheizung und dein Bett im Gemeindebau. Und auf dem Busen von Mutter Erde liegend, wird die Sehnsucht nach dem warmen Busen meiner Frau wach, der mich normal des nächtens wärmt. Ich könnte jetzt noch 1000 andere große und kleine Dinge aufzählen – aber ich denke ihr wisst worauf ich hinauswill.

Wenn ich jetzt wieder ins normale Leben gehe, ist es mir wichtig die Erfahrungen die ich draußen gemacht habe in meinem Herzen mitzunehmen und sie zur Richtschnur zukünftiger Handlungen zu machen.

Eine der Erkenntnisse ist, dass es wichtig ist jetzt wieder vom Survival-Modus auf den Lebens-Modus umzuschalten. Wir Menschen haben in unserer Perversion die Dinge auf den Kopf gestellt. Wir leben inmitten unserer Luxusgesellschaft ein Leben am Limit – ständig im Survival-Mode – immer am Tun, im blinden Aktionismus, ohne Pause, ohne natürlichen Rhythmus – den Tages- und Jahreszeiten trotzend. Höher, schneller, weiter – mit einem permanenten Adrenalinspiegel den man draußen nur bräuchte, um ein Wildschwein mit primitiven Waffen zu erlegen. Um dann am Weekend in der Therme oder bei einem Waldspaziergang WIRKLICH zu LEBEN.

Ich weiß jetzt mehr als zuvor, dass ich in meinem Alltag nicht mehr Über-Leben möchte, sondern LEBEN. Und einer der besten Lehrmeister für ein erfülltes und lebendiges Leben ist eine Bewusstheit des Todes.

Was für ein „Zufall“, dass heute Allerheiligen ist. Gleich werde ich hinausgehen an das Grab meines Großvaters, der wie viele andere im zweiten Weltkrieg und sicher auch danach oft noch in Survival-Mode verbringen musste. Ich werde ihm erzählen, was ich in den letzten Tage erlebt habe. Ich werde ihm danken … für all das war er getan hat und tun musste. Ich werde ihn ehren für den Mut und die Entschlossenheit die er bewiesen hat – egal ob das den moralischen Maßstäben der nachfolgenden Generationen genüge getan hat oder nicht. Ich werde auch stellvertretend alle anderen Vorfahren meiner Ahnenlinie ehren und all jene Vorfahren außerhalb meiner Ahnenlinie. All jene die im Krieg waren oder anderweitig in den Survival-Modus gezwungen wurden. Durch sein und ihr Überleben bin ich und seid ihr jetzt am Leben … und wir haben gerade die Chance uns zu entscheiden ob wir in Zukunft ÜBERLEBEN möchten oder LEBEN.

Was ist Deine Wahl?

Danke an Reini Rossmann – ueberlebenskunst.at – für die tolle Erfahrung.
Hier ein Info-Video von Reini zu “Survival Extrem – Überleben NUR mit dem Messer” – aufgenommen direkt nach unseren Tagen im Wald.

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